Energie für Neues
30. April 2025
Intelligente Zähler kommen später
Hersteller konnte Geräte nicht rechtzeitig liefern – großflächiger Einbau der intelligenten Messsysteme beginnt im August – Husum Netz informiert rechtzeitig vorab per Anschreiben
HUSUM. Das Messstellenbetriebsgesetz der Bundesregierung gibt den Takt vor: Bis Ende 2032 müssen deutschlandweit moderne, digitale Stromzähler – in bestimmten Fällen mit Kommunikationseinheit – verbaut sein. Das ist wichtig, um Stromproduktion und Verbrauch digital aufeinander abstimmen zu können und so die Voraussetzungen zur Umsetzung der Energiewende zu schaffen. Denn neben den bisher schon stark schwankenden elektrischen Verbrauchsanlagen werden künftig immer mehr erneuerbare Energien-Anlagen zu unregelmäßigen Zeiten ins Stromnetz einspeisen. Aus diesem Grund hatte die Stadtwerke Husum Netz GmbH (Husum Netz) als grundzuständiger Messstellenbetreiber angekündigt, im ersten Quartal 2025 mit dem Einbau von intelligenten Messsystemen in Husum zu starten. Nun verzögert sich der Starttermin des so genannten „Smart Meter Rollouts“ in Husum. Der Grund dafür sind Lieferschwierigkeiten: Aufgrund der hohen Nachfrage konnte der von der Husum Netz beauftragte Lieferant für die intelligenten Messsysteme den angekündigten Liefertermin zu Beginn des Jahres nicht halten. Stattdessen hieß es, dass in 2025 überhaupt kein Zähler als Bestandteil der intelligenten Messsysteme an die Husum Netz ausgeliefert würde. Norbert Jungjohann, Geschäftsführer der Husum Netz, erläutert: „Wir konnten nun erreichen, dass Anfang August mehrere hundert Zähler geliefert werden. Im Anschluss beginnen wir sofort mit dem Einbau.“ Wie viele Messstellenbetreiber in Deutschland hatte auch die Husum Netz einen Ausrollplan für den Einbau der neuen Zähler erarbeitet, der nun korrigiert werden musste. „Nach dem neuen Plan bauen wir in der zweiten Jahreshälfte rund 400 neue Zähler ein. Insgesamt rechnet die Husum Netz mit rund 2.000 Messstellen, die bis zum Jahr 2032 intelligent werden müssen. „Die Husumerinnen und Husumer müssen sich um nichts kümmern. Wir kündigen den Zählertausch rechtzeitig vorher per Anschreiben an“, sagt Norbert Jungjohann.
Zähler ist nicht gleich Zähler
Während laut Messstellenbetriebsgesetz Haushalte mit einem Verbrauch von bis zu 6.000 Kilowattstunden im Jahr eine „moderne Messeinrichtung“ erhalten, wird bei einem jährlichen Verbrauch ab 6.000 Kilowattstunden im Zuge des Pflichteinbaus ein „intelligentes Messsystem“ eingebaut. Auch wenn eine erneuerbare Energien-Anlage mit einer Leistung über 7 Kilowatt angeschlossen ist, greift der Pflichteinbau mit einem intelligenten Messsystem.
Eine moderne Messeinrichtung besteht aus einem elektronischen Messwerk und einem digitalen Display. Oft wird sie auch einfach als „digitaler Zähler“ bezeichnet. Im Gegensatz zum intelligenten Messsystem erlaubt die moderne Messeinrichtung keine direkte Übermittlung der Daten an den Messstellenbetreiber. Intelligente Messsysteme wiederum bestehen aus einem elektronischen Zähler und einer Kommunikationseinheit, dem sogenannten „Gateway“. Im Fachjargon wird oft von „Smart-Meter-Gateway“ gesprochen. Es ermöglicht, Verbrauchsdaten sicher zu erfassen, zu speichern und über eine gesicherte Verbindung automatisch an den Messstellenbetreiber sowie den Energielieferanten zu übermitteln. Der landläufig bekannte Begriff Smart Meter bezieht sich auf das intelligente Messystem.
Die Kosten für Einbau und Betrieb der neuen Zähler beziehungsweise Messsysteme tragen die Kundinnen und Kunden anteilig. Der Preis orientiert sich dabei an einer von der Bundesregierung per Gesetz festgesetzten Preisobergrenze. Die Differenz von Preisobergrenze zum Kundenanteil wird vom Netzbetreiber auf die Netznutzungsentgelte umgelegt. Informationen zu den Entgelten und zum Smart Meter Rollout gibt es online unter www.husumnetz.mein-smart-meter.de.
Warum sollen deutschlandweit digitale Zähler verbaut werden?
In Deutschland werden immer mehr Wärmepumpen eingebaut und PV-Anlagen in Betrieb genommen. Hinzu kommen Ladeeinrichtungen für Elektroautos. Das könnte das Stromnetz an manchen Tagen im Jahr übermäßig belasten, denn Stromverbrauch sowie -einspeisung können je nach Tageszeit und Wetter stark variieren. Für ein stabiles Netz müssen sich Verbrauch und Erzeugung die Waage halten und deshalb besser aufeinander abstimmbar sein. Die intelligenten Messsysteme sind dafür der Hebel. Sie können helfen, Engpässe im Verteilnetz zu minimieren, indem sie dem Netzbetreiber ermöglichen, in Ausnahmefällen die Stromflüsse zu steuern. Sowohl § 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) wie auch das Gesetz zur Vermeidung von temporären Erzeugungsüberschüssen geben dafür den Rahmen vor. Sie erlauben Verteilnetzbetreibern, den Strombezug von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen, Wallboxen und Batterieanlagen sowie die Stromeinspeisung von erneuerbare Energien-Anlagen zeitweise und in einem gesetzlich vorgegebenen Rahmen zu drosseln, um das Netz zu entlasten.